Marquesas

Aus der Beschreibung im Reiseführer: "Durch Wolken gefilterte, goldene Lichtstrahlen hängen über den scharfen Bergspitzen und erzeugen dabei eine malerische und auch surreal leichte Stimmung....Üppige und hohe Inseln tauchen aus dem Pazifischen Ozean auf; eine Erde voller Geschichten und Legenden, alle so faszinierend wie unvergesslich: Willkommen in der magischen Umgebung und Atmosphäre vom 'Land der Männer', den Marquesas-Inseln".

Sie sind geographisch isoliert und eine von den Kontinenten am weitesten entfernte Inselgruppe. Sie befindet sich 1500 Kilometer nordöstlich von Tahiti und besteht aus über 12 Inseln, von denen nur sechs bewohnt sind. Man kann monumentale Tiki entdecken und auf Paul Gauguins Spuren wandeln, der in Atuona begraben liegt. 

13.10.2017: Der Wecker hat um 04:30 geklingelt. Und das dann fast noch vergebens.....

Unser Flug geht schon um 6:45. Beim Check-Inn um 05:15 wurden wir dann zurückgeschickt. Wir sind angeblich nicht auf diesen Flug gebucht!! Wir sollen uns ans Reisebüro wenden. Super - Die sind sicher schon im Büro um diese Zeit. Wir haben bei der Internationalen Ankunft (wo wir vor 2 Wochen von der Reiseagentur begrüsst worden waren) dann jemanden gefunden. Nach längerer Recherche hat sie uns dann mitgeteilt, dass anscheinend jemand unsere Flüge "gecancelled" hat. Wer und wann unbekannt. Und nun wie weiter??!??

Der Schalter von Air Tahiti würde um 06:00 öffnen. Da könnten wir dann ein Ticket kaufen und schauen ob der Flug noch Platz hat. Also sofort zu diesem Schalter - inzwischen ist es 05:50. Dann um 06:00 ist noch keiner da. Die Dame erscheint mit leichter Verspätung, muss zuerst alle Computer hochfahren und hört sich dann unsere Story an. Der Flug ist leider ausgebucht - sie kann uns nur auf die Warteliste setzen. Wir setzen uns schon mit dem Gedanken auseinander die nächsten 4 Tage in Papeete zu verbringen - nicht gerade unser bevorzugtes Programm.

Wir warten also beim Check-Inn ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt auf den Flug zu gelangen. Dann der Bescheid, dass es klappt. Allerdings nur wenn wir ein neues Ticket bezahlt haben. Zurück zum Schalter von Air Tahiti, 2000 Franken der Kreditkarte belasten, mit der Quittung zurück zum Chek-Inn und die Boardingkarten holen. Sofort durch die Security, direkt ins Flugzeug und schon geht's mit kleiner Verspätung los. Noch nicht richtig relaxt, weil nach Aussage von Air Tahiti nur der erste Flug von dreien gesichert sei. Die anderen zwei müssen noch definitiv bestätigt werden, weil die Maschinen jeweils auch schon voll sind. Hoffentlich bleiben wir nun nicht auf den Marquesas hängen !?!

NUKU HIVA: Die ersten Eindrücke bestätigen uns dann, dass es wirklich schade gewesen wäre wenn es nicht geklappt hätte. Die Fahrt zum Hotel ist schon ein Erlebnis. Ein abenteuerliche Fahrt von Meereshöhe auf über 1000m und dann wieder hinunter zum Meer.

Das Hotel liegt in eine schönen Bucht und macht einen sehr guten Eindruck. An der Reception sagt man uns dann, dass angeblich mit den Flügen nun alles in Ordnung sei. Na ja. Richtig beruhigt sind wir erst wenn wir wieder zurück in Papeete sind.
Am Nachmittag sehen wir uns dann die Umgebung an.

Sehenswert sind auch die Tikki´s der Marquesas. Die Kultur ist angeblich mit derjenigen der Osterinseln verwandt. Wir lassen uns alles zeigen und sind beeindruckt.

14.10.2017; NUKU HIVA: Heute sehen wir uns die Insel etwas intensiver an. Ein Tagesausflug zu den verschiedenen Punkten steht an. Richarde wird sich unser annehmen, uns alles zeigen und unsere Fragen beantworten. 

Wie schon gestern geht es auf kurvigen Strassen entweder in die Höhe oder dann wieder abwärts. Eben ist hier nur der Flughafen und der Strand.

Bei den Passhöhen sind dann immer wieder atemberaubend schöne Buchten zu entdecken. Wir sehen uns auch die Kultstätten der Insel an und lassen uns viele interessante Erklärungen geben. Ein feines Mittagessen am Meer mit Bademöglichkeit fehlt natürlich ebenso wenig wie der Besuch einer Kirche und einer Ausstellung lokaler Kunstgewerbler.
Da Wochenende ist, sehen wir die Einheimischen beim Barbecue am Strand, beim Boule-Spielen oder andersweitigem geselligem Zusammensein. Die Insel besteht vor allem aus Natur und gefällt uns entsprechend sehr gut. Die wenigen Touristen stören denn die Idylle auch nicht heftig und die Einheimischen scheinen sich an uns nicht zu stören. Wir werden stets freundlich mit einem Winken begrüsst.

15.10.2017; NUKU HIVA: Und schon wieder gilt es die Kurven zum Flughafen zu bewältigen. Die Strecke ist wirklich beeindruckend. Früher war dies scheinbar eine Naturpiste. Da sind wir doch froh, dass sie inzwischen befestigt ist.

Am Flughafen angekommen dann die Bestätigung, dass wir keinen Platz in der ursprünglich geplanten Maschine haben!!
Die Flughafeninfo (siehe Foto - eine elektronische Anzeige gibt es nicht) zeigt zum Glück einen alternativen Flug. Dieser dauert allerdings etwas länger und beinhaltet zwei Zwischenstopps. Die Maschine ist eine Twin Otter mit lediglich 18 Plätzen. Nehmen wir halt darin Platz und schauen was passiert. 

Das ist noch wirkliches Fliegen. Man spürt jede "Unebenheit" in der Luft. Es rumpelt ganz schön und ist brutal laut. Dafür ist man dem Boden näher und die Aussicht ist famos. Auch sitzen wir direkt hinter den Piloten und können diesen über die Schultern sehen. Ungewohnt.
Die erste Zwischenlandung ist dann in UA POU. Der Aufenthalt dauert nur 15 Minuten doch die Insel schaut auch interessant aus. Von den ursprünglichen 10 Passagieren sind die meisten ausgestiegen und nur zwei zugestiegen. Somit sind wir noch zu fünft.

Schon geht es weiter zur nächsten Insel - UA HUKA. Hier hätte ich bei der Landung eine Wette gemacht, dass die Piste niemals ausreichen wird für die Landung. Zum Glück hätte ich die Wette verloren. Da wieder mehr aus- als einsteigen sind wir nun noch drei Passagiere (und die 2 Piloten). Für den Privatflug hat es somit ganz knapp nicht gereicht.

In HIVA OA angekommen fehlt dann der Transfer zum Hotel. Wir hätten ja auf dem anderen Flug sein sollen und der ist inzwischen schon wieder weitergeflogen. Schlussendlich werden wir doch noch abgeholt und erreichen unser Hotel mit einiger Verspätung. Doch wir sind glücklich auch diesmal unser Ziel erreicht zu haben. Die Besichtigung der Umgebung am Nachmittag muss halt mit weniger Zeit Budget auskommen. Für den obligaten Besuch auf dem Friedhof bei den Gräbern von Jacques Brel und Paul Gauguin reicht es trotzdem. Wir sehen uns noch das Dorf an und eine frühe Kultstätte ganz in der Nähe. Schlussendlich haben wir uns das Hotel nach der kleinen Odyssee redlich verdient.

16.10.2017; HIVA OA: Schon beim Frühstück geniessen wir das Panorama.

Wir widmen uns den ganzen Tag der Insel. Wiederum sind viele Kurven zu bewältigen. Die Strassen sind hier allerdings teilweise unbefestigt und mit Schlaglöchern üppig gesegnet. Bis am Abend sind wir so gut durchgeschüttelt.
Zuerst geht es durch Pinien- und Akazienwälder. Diese wurden aufgeforstet. Nachher folgt ursprünglicher Wald mit altem Baumbestand. Wir überqueren mehrere Pässe und durchfahren diverse Täler. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und dies ist vor allem an der Küste gut sichtbar.

Die Vegetation ist sehr üppig und alle nur erdenklichen Früchte gedeihen hier. Ein eigentlicher Garten Eden. Unser Führer erzählt uns denn auch, dass sie nur wenig Geld brauchen weil sie sich fast ganz selber versorgen. Sie fischen und Jagen und der Rest wächst auf den grossen Grundstücken wo wie wohnen. Entsprechend vielfältig ist dann auch unser Mittagessen mit Wildschwein, wilder Ziege, rohem Fisch, Maniok, Banane in verschiedener Zubereitung und Papaya-Kokos Gebäck. Für das leibliche Wohl ist also durchaus gesorgt.

Natürlich ist auch die Kultur wieder ein Thema. Wir besuchen eine Stätte aus dem 10. Jahrhundert vor Christus. Hier ist auch der grösste Tikki der Marquesas zu bestaunen. Mit 2 Meter 60 doch recht imposant.
Die alten Marquesaner waren anscheinend ziemlich kriegslustig und haben ihre Feinde geopfert und verspeist. Heute sind sie zum Glück aber sehr friedlich und ausgesprochen nett.

Obwohl die Küste hier viel rauer ist, da ein vorgelagertes Riff fehlt, haben wir uns ein Bad im 28 grädigen Wasser nicht nehmen lassen.

Epilog: Obwohl es mit einem Schock am Flughafen in Papeete angefangen hat, haben uns die Marquesas gut gefallen und wir schätzen uns glücklich, dass wir uns zu den lediglich 15´000 Touristen zählen dürfen welche die Insel jährlich besuchen. Eine üppige Natur - Blumen an jeder Ecke, Früchte wohin man blickt und für jede (andere) Pflanze hat der Führer eine Erklärung zu was sie gebraucht werden kann. Dazu wenig Verkehr (so wenig, dass jedes entgegenkommende Fahrzeug gegrüsst wird).

Die Kultur ist interessant, wenn uns auch doch recht fremd. Die Menschen hier sind stolz auf diese Kultur, geben uns aber gerne Einblick darin. Wir fühlen uns jederzeit wohl und werden stets sehr freundlich behandelt - dies auch von Dritten.
Beeindruckt hat uns auch, dass Kriminalität kein Thema ist auf diesen Inseln.  Das Geld welches unser Führer in einen Couvert dabei hatte um alle Auslagen zu begleichen, liess er jederzeit bedenkenlos im unverschlossenen Wagen zurück.

Ach ja, einen negativen Aspekt gab es auch: Die Inseln haben etwa 10 mal so viel Federvieh wie Einwohner. Das heisst, dass sich ab ca. 04:00 Uhr alle Hähne zum Weck-Krähen berufen fühlen. Ohne Gehörschutzstöpsel ist dann nicht mehr ans Schlafen zu denken.

Trotzdem wären wir aber sehr gerne noch etwas hiergeblieben.